Hafnerbacher Sage: Die Drud am Hohenegger Berg

Erzählt von Herrn Anton Bachmann, Jahrgang 1909

„Immer, wenn mein Großvater mit seinem Einspänner unten im Markt oder sonstwo Erledigungen gemacht hatte, zog das Pferd bei der Rückfahrt das Steirerwagerl leicht den Hohenegger Berg hinauf.

Einmal kam es aber anders: Durch den Steinergraben zog das Pferd den Wagen noch mit leichtem Gang. Gleich nach der Eichberger Kapelle aber fing der Wagen an zu ächzen, als wäre eine zentnerschwere Last geladen. Nur mehr mit Mühe gelangte das Gefährt bergwärts. Auch beim flacheren Wegstück nach dem späteren Judenbrückli (1) wurde die Plage nicht geringer.

Nur keuchend und vom Schweiß dampfend kam das Pferd weiter. Der Fuhr­mann fürchtete schon einen Zusammenbruch des Pfer­des – da sprach er in seiner Not ein Stoßgebet – und jäh machte der Wagen einen kräftigen Ruck nach vorn, dass der Lenker bald vom Kutschbock gefallen wäre. Der Angstschweiß trat meinem Großvater nun aber erst recht aus den Poren, als er wahrnahm, welchen unheimlichen Gast er geladen hatte – eine böse Drud ent­schwand mit Schwefelgestank und mächtigem Gepol­ter. Der Braune wieherte erleichtert auf und lief, nun wieder leichten Schrittes, das letzte Stück der Heim­statt zu.“

1) so genannt, weil diese um 1910/11 ein Holzhändler jüdischer Ab­stammung erbauen ließ. Diese von Italienern in Steingewölbebau­weise errichtete Brücke wurde 1986 durch ein Metallrohr ersetzt.